Wie konsumieren Millennials Nachrichten? Wo informieren sie sich? Welchen Content bevorzugen sie?
„die medienanstalten“, die Dachorganisation der 14 Landesmedienanstalten in Deutschland, widmen sich in ihrem aktuellen Content-Bericht 2017 diesen Fragen. Das Heft versammelt Beiträge von Autorinnen und Autoren aus Forschung und Praxis, die klare Thesen formulieren und vielseitige Antworten geben. Der gesamte Bericht ist als
kostenloses Download verfügbar.
Prof. Dr. Uwe Hasebrink und
Dr. Sascha Hölig steuerten einen Artikel zur Nachrichtennutzung junger Onliner bei. Auf Basis des
Reuters Insitute Digital News Survey 2017 untersucht der Beitrag die nachrichtenorientierten Nutzungs- und Verhaltensmustern von 18- bis 24‑jährigen Onlinern in elf europäischen Ländern und den USA. Die Daten zeigen, dass sich die 18- bis 24‑jährigen Onliner aufgrund der spezifischen Informationsbedürfnisse in dieser Lebensphase zwar nicht in gleichem Maße für das Genre „Nachrichten“ interessieren wie ältere Nutzergruppen. Die deutliche Mehrheit liest, schaut oder hört aber dennoch regelmäßig Nachrichten. Die thematische Interessenlage der jungen Nutzer ist allerdings vielschichtiger als in der Gesamtbevölkerung. Auch wenn große Teile der Jüngeren das lineare Programmfernsehen nach wie vor regelmäßig als Quelle nutzen, ist die Nachrichtennutzung im Internet weiter verbreitet. Immer mehr junge Onliner in Deutschland halten das Netz auch für die wichtigste Möglichkeit, auf Nachrichten zuzugreifen. Fast jeder zweite von ihnen verwendet soziale Medien als Quelle für Nachrichten. Im Vergleich zu anderen Ländern ist dieser Anteil relativ niedrig. Auffällig ist, dass soziale Medien zwar für die meisten ein Bestandteil des Nachrichtenrepertoires sind, jedoch nur ein Bestandteil unter vielen. Nur wenige nutzen sie als Haupt- oder gar als einzige Nachrichtenquelle. Überdies beteiligt sich lediglich eine Minderheit der Onliner aktiv an der Nachrichtenberichterstattung. Zudem wird deutlich, dass Nutzer, die sich selbst dem rechten oder linken politischen Rand zuordnen, deutlich aktiver partizipieren als die politische Mitte. Damit zeigt der Beitrag zum einen, dass Debatten und Kommentare in sozialen Medien nicht als verkleinertes Abbild der Gesamtgesellschaft interpretiert werden sollten. Zum anderen wird ersichtlich, dass junge Nutzer sich durchaus auch auf traditionellen Wegen über Nachrichten informieren und nicht ununterbrochen sharen, liken und kommentieren wollen.
Artikel
Hölig, Sascha; Hasebrink, Uwe (2018): Vielseitig interessiert und informiert, aber doch lieber passiv. Zur Nachrichtennutzung junger Onliner im internationalen Vergleich. In: die medienanstalten (Hrsg.): Content-Bericht 2017. Forschung, Fakten, Trends. Leipzig: Vistas., S. 130-151.
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Foto: Caleb Minear