„Medien“ und „Authentizität“ sind Begriffe, die in einer Spannung zueinander stehen. Denn ein Medium ist stets etwas Vermittelndes, eine Zwischeninstanz, während „Authentizität“ als Idealtypus gerade auf das Ursprüngliche, Unvermittelte zielt. Gleichwohl scheint historisch betrachtet beides eng miteinander verbunden: Jedenfalls fallen die Konjunktur des Authentischen und die Kritik an fehlender „Authentizität“ in das Zeitalter der „technischen Reproduzierbarkeit“ (Walter Benjamin), also jene Zeit seit dem späten 19. Jahrhundert, in der der die Massenmedien zu zentralen gesellschaftlichen Instanzen aufgestiegen sind.
Der zweitägige Workshop, geleitet von Dr. Christoph Classen und
Dr. Hans-Ulrich Wagner, führt zwölf Beiträge zusammen, die sich empirisch oder theoretisch mit dem Verhältnis von Medien und Authentizität beschäftigen und dabei eine historische Perspektive einnehmen. Zwei Keynotes von Prof. Dr. Helmut Lethen (Wien) und Prof. Dr. Judith Keilbach (Utrecht) leiten die Veranstaltung ein. Ziel ist es, aus historischer, medien- und kommunikationswissenschaftlicher, museologischer sowie sprach- und kulturwissenschaftlicher Sicht das spannungsreiche Verhältnis von Massenmedien und Authentizitätszuschreibungen bzw. -erwartungen insbesondere im Verlauf des "langen 20. Jahrhunderts" paradigmatisch zu analysieren.
Eine Anmeldung zum Workshop ist erforderlich. Interessierte können sich bis zum 7. Juli 2017 bei
Vanessa Jasmin Lemke anmelden.
Programmflyer (pdf)
Programm
Donnerstag, 13. Juli 2017
13.00-13.30 Christoph Classen (Potsdam), Hans-Ulrich Wagner (Hamburg): Begrüßung und Einführung
13.30-15.00 | Keynotes Helmut Lethen (Wien):
Über den Anachronismus des Authentischen
Judith Keilbach (Utrecht):
Filmische Inszenierung und authentische Erfahrung
15.00-15.30 | Kaffeepause
15.30-17.00 | Sektion 1 Authentizität und Medialisierung
Moderation: Hans-Ulrich Wagner (Hamburg)
Eva Knopf (Hamburg), Thomas Weber (Hamburg):
Authentizität transformieren. Der Forschungsfilm zwischen Wissenschaft und Spielfilm (1940er-1960er Jahre)
Julia Schumacher (Hamburg): Historische Authentizität als Ähnlichkeits- und Differenzerfahrung
Brigitte Sahler (Duisburg-Essen): Authentizität und Medien im Werk von Jean-Léon Gérôme
17.00-17.30 | Kaffeepause
17.30-18.30
Franziska Schaaf (Duisburg-Essen): Echt handgemacht. Dimensionen des Authentischen in Handwerk(en)sdiskursen seit 1960
Nicola Brauch (Bochum): Archäologie im gymnasialen Schulgeschichtsbuch. Didaktische Herausforderungen durch den Wandel von Mediendispositiven und Authentizitätszuschreibungen am Beispiel des Lehrplanthemas „Das antike Griechenland“
18.30-20.00 | Gemeinsames Abendessen
20.00-21.30 | Filmvorführung
Kommentar: Chris Wahl (Potsdam-Babelsberg)
Freitag, 14. Juli 2017
09.00-11.00 | Sektion 2
Strategien historischer Authentisierung Moderation: Achim Saupe (Potsdam)
Juliane Hornung (München): Ein Blick durchs Schlüsselloch? Medien und Authentizität in der High Society-Berichterstattung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Daniel Siemens (Bielefeld): Ideologie ist gelingende Authentizität. Überlegungen zu den Wochenschauen in den deutsch-deutschen Nachkriegsgesellschaften
Michael Ostheimer (Chemnitz), Katja Stopka (Potsdam): Erfahrungs- und Erwartungslandschaften. Ästhetische Authentisierungsstrategien des Sozialismus in der DDR
Raphael Rauch (München): „Ein Stück Himmel“. Authentizität als Antwort auf „Holocaust“
11.00-11.30 | Kaffeepause
11.30-13.00 | Sektion 3
Vorstellungen und Zuschreibungen medialer Authentizität
Moderation: Christoph Classen (Potsdam)
Georg Koch (Potsdam): „A fantasy made real“. Authentizität als Ressource von Fernsehdokumentationen zur Urgeschichte
Miriam Piegsa (Passau): Konstruktion diskursiver Authentizität. Konvergenzen, Spannungsverhältnisse, Bedeutungszuschreibungen
Sylvia Kesper-Biermann (Hamburg): Dokumentation und Subjektivität. Comics und historische Authentizität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
13.00-14.00 | Mittagessen
14.00-15.00
Abschlussdiskussion und weitere Pläne