In ihrem Kapitel rücken Stephan Dreyer und Amélie Heldt Privatheit und das Allgemeine Persönlichkeitsrecht in Bezug auf algorithmische Selektionsverfahren in den Fokus. Sie zeigen auf, wo es Lücken gibt und wie sich diese schließen lassen könnten. Der Sammelband ist in der Nomos eLibrary als Open Access Publikation erschienen.
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Auszug
Bei der Onlinenutzung kann es passieren, dass unsere Aufmerksamkeit durch andere Akteure im Netz gesteuert wird. Algorithmische Selektionsverfahren bestimmen darüber, welche privaten, halböffentlichen und öffentlichen Informationen wir auf Social Media-Plattformen sehen. Sie bestimmen automatisiert unsere Informationsquellen und damit das Bild, das wir von der Welt und von anderen haben sowie das Bild, das andere sich von uns machen. Während bereits viel dazu geschrieben wurde, welche Relevanz die Beobachtung der individuellen Mediennutzung und die verhaltensorientierte Auswahl von Inhalten durch Plattformen für unser Verständnis von Meinungsbildung hat, macht sich der folgende Beitrag auf die Suche nach den Autonomiebezügen dieser Aufmerksamkeitssteuerung (Abschnitt 2), zeigt eine bislang unterbelichtete grundrechtliche Schutzlücke auf (Abschnitt 3) und schlägt mit Blick auf das lückenschließende Gewährleistungskonzept des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts eine neue Grundrechtsausprägung vor: das Recht auf autonomiewahrende Aufmerksamkeitssteuerung (Abschnitt 4).
Dreyer, S.; Heldt, A. (2021): Algorithmische Selektion und Privatheit. Aufmerksamkeitssteuerung durch Social Media-Plattformen als Autonomieeingriff? In: F. X. Berger, A. Deremetz, M. Hennig, A. Michell (Hrsg.), Autonomie und Verantwortung in digitalen Kulturen, S. 117–146. Baden-Baden: Academia. https://doi.org/10.5771/9783896659378-117.