Aufgrund der Fragmentierung der gesetzlichen Jugendschutzsysteme in den einzelnen Ländern erfolgt die Bewertung und Alterseinstufung von Medieninhalten in erster Linie national. Außerdem sind die von diesen Regelungsrahmen vorgesehenen Kennzeichnungen in der Regel rein visuell. Eine Harmonisierung der Jugendschutzansätze, etwa auf europäischer Ebene, ist absehbar kompetenzbedingt nicht möglich und angesichts recht unterschiedlicher Wertekulturen in einzelnen Regionen auch nicht wünschenswert. Dies führt allerdings zu dem Umstand, dass durch die einzelstaatlichen Systeme sehr viel Klassifizierungswissen und Einstufungsinformationen entstehen, die trotz der zunehmenden Digitalisierung und grenzüberschreitender Mediennutzung auf das jeweilige Land beschränkt bleiben.
MIRACLE (Machine-readable and Interoperable Age Classification Labels in Europe) war ein von der EU-Kommission kofinanziertes Projekt, das vor diesem Hintergrund die technischen Möglichkeiten und Synergieeffekte interoperabler elektronischer Alterskennzeichen auslotete. Hauptziel war die Entwicklung einer technologieneutralen und offenen Datenstruktur, auf Basis derer unterschiedliche Systeme und Anwendungen bestehende und zukünftige Altersklassifikationsinformationen maschinell austauschen und verarbeiten können. Es ging also nicht um die Einführung eines neuen Bewertungssystems oder die inhaltliche Harmonisierung bestehender Klassifikationssysteme, sondern um die Schaffung einer technischen Infrastruktur, die die Überführung bestehender Einstufungen in maschinenlesbare Formen ermöglichen und durch die Nutzung des gleichen Beschreibungsstandards über die Landes- und Systemgrenzen hinaus austauschbar und verarbeitbar machen soll. Die Folge wäre eine breite Basis verfügbarer, altersspezifischer Metadaten und damit eine effektivere Nutzbarkeit entsprechender Informationen von Produzenten, Inhalteanbietern, Klassifikationsstellen sowie besserer Informationen für Eltern und Kinder.
Als Pilotprojekt hat MIRACLE nicht nur eine entsprechende Datenspezifikation entwickelt und zur Diskussion gestellt, sondern das Datenmodell in fünf verschiedenen Systemen implementiert: BBFC (UK), NICAM (NL), PEGI (supranational), FSM (DE) und NCBI (CZ). Auf Basis dieses Grundbestands interoperabler MIRACLE-Daten hat das Projekt die Entwicklung von Anwendungen und innovativen Dienste unterstützt, die den Mehrwert technisch interoperabler Alterskennzeichen aufzeigen und ihre Nutzung in ganz Europa ermöglichen. Das Konsortium des Pilotprojekts erstreckt sich über fünf verschiedene Mitgliedsstaaten und besteht aus Klassifikationsstellen, Selbstkontrolleinrichtungen, Safer Internet-Knoten und Filtersoftware-Anbietern.
Das Projekt lief von Ferbruar 2014 bis zum Sommer 2016.
Zur Projektseite:
http://www.miracle-label.eu