Seit dem letzten Golfkrieg hat das Interesse an der Rolle der Medien im Krieg noch einmal deutlich zugenommen, wobei sich die Debatte nicht nur auf die Wissenschaft beschränkte, für die die Kriegsberichterstattung immer schon ein hoch relevantes Forschungsthema darstellte. Auch die Medien selbst beteiligten sich an der Diskussion von Anfang an. V. a. die Strategie der "embedded journalists" und die Parteilichkeit der Berichterstattung fanden viel Medienaufmerksamkeit.
Die "Berichterstattung über Berichterstattung" im dritten Golfkrieg war Gegenstand eines empirischen Projekts, in dem in quantitativen und qualitativen Analysen die Inhalte der kritischen Beobachtung der Kriegsberichterstattung durch die Medien rekonstruiert wurden. Die Studie, ursprünglich im Kontext des Medienkritik-Projekts (vgl. Projekt "Zur Kritik der Medienkritik") entstanden, wurde durch eine Umakzentuierung der Fragestellung und eine Erweiterung der empirischen Basis durch zusätzliche deutsche und US-amerikanische Printmedien zu einem eigenständigen Projekt weiterentwickelt. Im Vordergrund stand dabei die mögliche Instrumentalität der Medienkritik als Vehikel der Parteinahme für oder gegen die US-Politik im dritten Golfkrieg.
So konnte gezeigt werden, dass das links-liberale und das rechte oder konservative Medienspektrum ihren kritischen Blick auf die Berichterstattung je unterschiedlicher Kriegsparteien richteten und deren Leistung unterschiedlich streng beurteilten. Während die konservativen Blätter ihrer linken oder liberalen Konkurrenz Anti-Amerikanismus vorwarfen, kritisierten diese eine unkritische, pro-amerikanische Berichterstattung im konservativen Medienspektrum. Die US-Medien selbst warfen erst Monate nach dem Krieg einen kritischen Blick auf ihre eigene Performanz.
In etwas breiterer Perspektive wurde das Verhältnis von Medien und Politik im Krieg durch die Herausgabe eines M&K-Themenhefts bearbeitet. Als Gastherausgeber fungierten Christiane Eilders und Lutz M. Hagen, die den Beiträgen des Heftes eine Aufarbeitung des Forschungsstandes als Einleitung voranstellten. Das Heft enthält sowohl Beiträge zur Darstellung und Wirkung von Kriegsberichterstattung als auch Arbeiten zu den relevanten Akteuren der Kriegskommunikation.
Laufzeit: 2004-2006
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg
Tel. +49 (0)40 45 02 17 41