Die sozialwissenschaftliche Fallstudie erhält erstmals Zugang zum Content Policy Forum von Facebook, um zu untersuchen, wie dort Regeln zur Moderation von Inhalten, sog. "Gemeinschaftsstandards", entstehen.
Wie entwickelt sich der normative Rahmen der kommunikativen Menschenrechte bei einem maßgeblichen privaten Anbieter sozialer Netzwerkleistungen: Facebook? Durch welche Prozesse und Praktiken entstehen Regeln in und für den privaten Kommunikationsraum und welche Wechselwirkungen existieren zwischen Regelbildungsprozessen innerhalb und außerhalb des Unternehmens? Welche Akteure sind in welchen Konstellationen Teil von Regelbildung und/oder Regelungsstrukturen und wie sind die Rollenverständnisse institutiert und Machtverhältnisse konstituiert? Wie werden in normativen Prozessen Verantwortung und Legitimität verhandelt und narrativiert?
Die Studie untersucht die Akteure, die an der Normenentwicklung beteiligt sind, durch Phasen der Beobachtung und durch geführte Experteninterviews sowie anschließende normative Analysen.
Unter Nutzung des "Konzept der kommunikativen Figuration" werden Akteurskonstellationen, Relevanzrahmen und Kommunikationspraktiken der normativen Akteure analysiert sowie ihr Selbstbild als normative Akteure reflektiert. Gekoppelt mit dem Konzept der normativen Ordnung wird so eine "normative Figuration" entworfen, die für diese Fallstudie belastbare Aussagen über Entstehung und Legitimität privater Regeln zur Gestaltung öffentlicher Räume ermöglicht.
Die
Pilotstudie wurde am 27. Januar 2020 veröffentlicht. Sie ist als
kostenloser Download verfügbar.
Projektbeschreibung
"Die Governance von Meinungsfreiheit: Prozesse und Akteure bei der Entwicklung von Regeln in digitalen Kommunikationsräumen" ist eine sozialwissenschaftlichen Fallstudie des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) bei Facebook, Inc. Sie ist Teil des Forschungsprogramms 2 des HBI, das die Regelungsstrukturen und Regelbildung in digitalen Kommunikationsräumen erforscht. Das Projekt steht im Zusammenhang mit den im Forschungsprogramm durchgeführten erkenntnisgeleiteten Untersuchungen zur privaten "Internet Governance" mittels des Aufbaus normativer Strukturen innerhalb und außerhalb zwischengeschalteter Organisationen ("Intermediäre").