Die 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, zu denen Informationen über Medieneigentum gesammelt werden, repräsentieren große und kleine Staaten sowie westliche und östliche Länder, darunter auch Länder mit festgestellten Risiken für die Transparenz des Medieneigentums. Der Euromedia Ownership Monitor soll (1) systematische Informationen über die Eigentums- und Kontrollverhältnisse der wichtigsten Nachrichtenmedien in den EU-Mitgliedstaaten bereitstellen, (2) aufzeigen, welche relevanten Informationen fehlen, und (3) die Risiken für die Transparenz von Medieneigentum und -kontrolle in jedem Land bewerten.
Die Mitglieder der Euromedia Research Group (EMRG, www.euromediagroup.org) befassen sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Transparenz von Medienbesitz und der Konzentration von Medienbesitz. In all diesen Jahren der Forschung wurde deutlich, dass Medienkonzentration ein komplexes Thema ist. Einerseits trägt die Konzentration des Medieneigentums in seinen verschiedenen Formen und Formaten dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der Nachrichtenmedien gegenüber jeder Art von Einflussnahme von außen - von Seiten der Politik, der kommerziellen Kunden und anderer mächtiger Gruppen in der Gesellschaft - zu stärken. Konzentrierte Medienkonglomerate sind in der Regel stärkere Marktteilnehmer. Andererseits stellt die Konzentration des Medieneigentums ein erhebliches Risiko für die Vielfalt und Pluralität in demokratischen Ländern dar, sowohl im Hinblick auf den Marktwettbewerb als auch auf die öffentliche Meinungsbildung und den öffentlichen Raum. Ein hohes Maß an Medienbesitzkonzentration ist mit grundlegenden demokratischen Normen und Werten unvereinbar.
Infolge dieser gegensätzlichen Kräfte scheint die Medienpolitik oft gelähmt, sowohl auf nationaler als auch auf supranationaler Ebene. Die Geschichte der politischen Projekte zur Konzentration von Medieneigentum durch die (damalige) Europäische Gemeinschaft ist ein Beispiel für diese Ambiguität. Ein kleiner gemeinsamer Nenner ist die Einsicht, dass Eigentumstransparenz hilfreich ist, um einige der negativen Auswirkungen von Eigentum auszugleichen, wie jüngste EU-Veröffentlichungen wie der "2020 Rules of Law Report" (2020), die "Study on the Implementation of the New Provision in the Revised Audio-Visual Media Services Directive” (Deloitte und SMIT 2021) und dieser Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen nahelegen. Außerdem ist die Transparenz des Medieneigentums Teil des "Media Pluralism Monitor" des Centre for Media Pluralism and Media Freedom
(CMPF) und des "Media Ownership Monitor" von Reporter ohne Grenzen/Reporters sans frontiers.
Unser Ansatz zum Medieneigentum geht ebenfalls von der Transparenz der Eigentumsverhältnisse aus, bleibt aber nicht dabei stehen. In unserem theoretischen Ansatz schlagen wir vor, das Konzept in Richtung des Rahmens der Prinzip-Agenten-Theorie zu erweitern, die es ermöglicht, die durch Medienbesitz entstehenden Risiken besser zu verstehen. Durch die Einbeziehung des Agenten in die Gleichung werden Verhaltensmuster sichtbar, die sowohl Risiken als auch Chancen mit sich bringen.
Für die Pilotstudie "Euromedia Ownership Monitor" entwickeln, gestalten und speisen wir eine neu eingerichtete Datenbank für Medienbesitz-Transparenz und Medienbesitz-Risiken. Diese in Finnland angesiedelte Datenbank enthält theoriegestützte Indikatoren in den Dimensionen Medienangebot, Medienverbreitung und rechtliche Rahmenbedingungen. Sie wird über das Ende des Pilotprojekts hinaus in Betrieb bleiben, ist skalierbar und kann für zukünftige Forschungs- und Überwachungsaktivitäten genutzt werden.
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