Besonderheiten des Projekts
- Die Antworten wurden aus vorwiegend wissenschaftlich-gesellschaftlicher Perspektive entwickelt; damit auch künftig die Digitalisierung den Menschen dient und nicht die Menschen der Digitalisierung, legte das Projekt den Fokus auf einen gesellschaftlich-politischen geprägten Dialog im internationalen Kontext.
- Austausch mit Politik und Praxis: Es wurden - über Forschungsthesen hinaus - konkrete Problemlösungen sowie politische und technische Empfehlungen entwickelt und Kriterien erarbeitet, die in der Praxis genutzt werden können; so können beispielsweise klare Anforderungen an die automatisierte Löschung von Inhalte in sozialen Medien formuliert werden, um zu gewährleisten, dass die Meinungsfreiheit nicht eingeschränkt aber Hate Speech effektiv bekämpft wird.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: das Projekt brachte Forscher*innen unterschiedlicher Disziplinen zusammen – von Informatik über Rechtswissenschaften bis hin zu Geistes- und Sozialwissenschaften – und eröffnete damit eine große Chance für neue Erkenntnisse und Ideen über disziplinäre Grenzen hinweg. Außerdem wurden relevante Stakeholder aus Zivilgesellschaft, Politik, und Wirtschaft durch entsprechende Beteiligungsformate in das Projekt einbezogen um so einen gesellschaftlichen Dialog über die ethischen Herausforderungen der Digitalisierung zu etablieren.
- Neue Formate der wissenschaftlichen Zusammenarbeit: Mit “Research Sprints” (zeitlich befristete, intensive Arbeit an einer konkreten Frage bei engmaschiger Betreuung und starkem Austausch) und drei “Clinics”, in denen unmittelbar umsetzbares Transferwissen für Politik und Gesellschaft generiert wird und konkrete Fragestellungen abgearbeitet werden, wurden neue Formen der Kooperation ausprobiert.
- Globaler Austausch: Die Digitalisierung überschreitet Ländergrenzen, daher bedarf es einer breiten internationalen gesellschaftlichen Debatten über die ethischen Grundlagen der Digitalisierung und dem Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz; Für den Auftakt des Projektes kamen daher bereits dreizehn internationale Wissenschaftler*innen aus zehn Ländern und vier Kontinenten für den ersten „Research Sprint“ digital zusammen.
Konzept und Module
Den Kern des Projekts bildeten vier “Research Sprints”, drei “Clinics” sowie Zwischenevaluationen und Multi-Stakeholder-Dialoge mit internationalen Expert*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die innovativen, interdisziplinären und internationalen Formate zielten auf einen direkten Transfer ihrer gewonnenen Erkenntnisse in die Digitalpolitik ab.
Der erste Research Sprint zum Einsatz von künstlicher Intelligenz und Algorithmen zur Moderation von Inhalten in sozialen Netzwerken und auf Plattformen – wie beispielsweise Kommentaren – wurde von den HIIG-Forschern Christian Katzenbach und Alexander Pirang sowie
Prof. Matthias C. Kettemann (HBI) wissenschaftlich geleitet. Er fand von August bis Ende Oktober 2020 digital statt und wurde vom HIIG koordiniert und durchgeführt. Geleitet wurde das Projekt von
Prof. Wolfgang Schulz, Direktor des HIIG, Direktor des HBI und Sprecher der europäischen Sektion des NoC.
Die weiteren Research Sprints wurden jeweils von einem der u.g. Projektpartner koordiniert.
Research Sprints: In 10- bis 12-wöchigen Sprints arbeiten Forscher*innen in interdisziplinären Gruppen intensiv zu einer konkreten Fragestellung zusammen, um wissenschaftlich fundierte Inputs zu spezifischen Themen für die gesellschaftliche und politische Debatte zu formulieren. Ihr Ziel ist es, digitalpolitische Verantwortungsträger*innen über interdisziplinäre Schlüsselfragen zu informieren und eine wissenschaftliche Basis für Entscheidungsfindung zu liefern.
Research Clinics sind innovative, fall- und problemlösungsorientierte Formate, in denen konkrete Praxisfälle untersucht und validiert werden. Interdisziplinäre Teams beraten Praktiker*innen, die in ihrer täglichen Arbeit als Programmierer*innen, Datenanalyst*innen, Entscheider*innen in Personalabteilungen, im Finanzsektor oder Gesundheitswesen mit ungelösten ethischen Problemen im Umgang mit Daten oder algorithmischen Systemen konfrontiert sind. Die Beratung basiert dabei auf aktuellen Erkenntnissen aus der Forschung und unterstützt bei deren Umsetzung. Insofern ermöglichen sie eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis.
Beteiligte
Unter dem Dach des
Global Network of Internet and Society Research Centers (NoC) koordinierte das
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) das Projekt. Weitere Projektpartner waren das
Berkman Klein Center an der Harvard University (BKC) und der
Digital Asia Hub, die ebenfalls Mitglieder des NoC sind.
Das
NoC ist eine weltweite Initiative akademischer Institutionen mit Schwerpunkt auf interdisziplinärer Forschung zu Internet und Gesellschaft. Ziel der Initiative ist es, die Zusammenarbeit zwischen den teilnehmenden Zentren zu stärken, um den länder- und fächerübergreifender Austausch zu den drängendsten Fragen im Zusammenhang mit den neuen Technologien zu fördern.
Das
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) erforscht die Entwicklung des Internets aus einer gesellschaftlichen Perspektive, um die damit einhergehende Digitalisierung aller Lebensbereiche besser zu verstehen. Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland mit einem Fokus auf Internet und Gesellschaft hat das HIIG ein Verständnis erarbeitet, das die Einbettung digitaler Innovationen in gesellschaftliche Prozesse betont. Basierend auf dieser transdisziplinären Expertise und als Teil des NoC will das HIIG eine europäische Antwort auf den digitalen Strukturwandel entwickeln.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war Schirmherr des Projekts.
Laufzeit
07/2020 – 06/2022