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Zum Gedenken an Dieter Roß

Zum Gedenken an Dieter Roß

Wir trauern um Prof. Dr. Dieter Roß, von 1965 bis 1983 wissenschaftlicher Referent am Hans-Bredow-Institut und danach Professor am Institut für Journalistik der Universität Hamburg, einen überaus geschätzten und beliebten Kollegen.

Als Dieter Roß 2001 emeritiert wurde, überschrieb das Hamburger Abendblatt seinen Artikel vom 13. Februar mit dem Titel "Prof. Roß: ein guter Geist geht". Jetzt ist er tatsächlich und für immer gegangen. Die, die das Glück hatten, ihm am Hans-Bredow-Institut oder später, als er schon zur Universität hinübergewechselt war, zu begegnen und mit ihm arbeiten zu dürfen, werden ihn nicht vergessen.

Prof. i.R. Dr. Uwe Hasebrink, bis 2021 Direktor des HBI: “Dieter Roß hat das Hans-Bredow-Institut auch weit über die Zeit seiner Tätigkeit hinaus geprägt. Als ich 1986, drei Jahre nach seinem Ausscheiden, ans Institut kam, lernte ich ihn bei verschiedenen Institutsveranstaltungen kennen und schätzen. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu zahlreichen Begegnungen und Gesprächen, die mein Hineinwachsen in das Institut begleiteten und leiteten. Er hörte dem unbedarften und von dem damaligen medienpolitischen „Urknall“ angestachelten empirischen Nutzungsforscher mit väterlichem Verständnis zu, verhehlte aber auch nicht seine Zweifel im Hinblick auf die Aussagekraft vieler empirischer Studien, die sich damals bemühten nachzuweisen, inwiefern die Einführung des dualen Systems der Gesellschaft gut oder schlecht bekommen würde. Als Historiker betrachtete er auch die Wissenschaft in ihren langfristigen Entwicklungen und war entsprechend davor gefeit, tagesaktuelle Nutzungszahlen per se als „neue“ Erkenntnisse zu betrachten. Ebenso vermittelte er die Bedeutung der historischen Entwicklung des Instituts selbst mit seiner besonderen Position zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und der Praxis der Rundfunkanstalten und der Medienpolitik – in den Jahren meiner Tätigkeit am Institut war er immer wieder kluger Ratgeber, wenn es darum ging, die mit dieser Position verbundenen Herausforderungen zu bewältigen.“    

Prof. Dr. Wolfgang Schulz, Direktor des HBI und ehemaliger Schüler von Dieter Roß: "Dieter Roß war ein inspirierender Lehrer, dessen Sprachwitz ("nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich") in Erinnerung blieb. Wir trauern um einen feinsinnigen, empathischen Menschen, der nachdenklich seine Pfeife stopfendend zuhören konnte und dann mit einer Bemerkung einen Knoten löste, den andere in ihrem Eifer nicht mehr auf bekamen. Kein Wunder, dass sein Rat diesseits und jenseits der Rothenbaumchaussee (HBI und Journalistik) gefragt war. Noch immer habe ich nach all den Jahren in Erinnerung, wie er mir bei meiner Journalistik-Examensklausur ein Wasser brachte und Mut zusprach."

Dr. Hans-Ulrich Wagner, Forschungsstelle Mediengeschichte am HBI: „Ich bin sehr dankbar, dass ich Dieter Roß kennenlernen durfte, Anfang der 2000er Jahre, als die Forschungsstelle Mediengeschichte am Institut ihre Arbeit aufnahm. Dieter Roß, überaus liebenswürdig, stets kollegial, hilfsbereit, immer unprätentiös, übernahm den Vorsitz des wissenschaftlichen Beirats dieser Forschungsstelle. Er widmete sich dieser Aufgabe mit Herzblut. Denn was vielen womöglich nicht präsent ist: Dieter Roß war promovierter Historiker (seine Dissertation über „die deutsche Österreich-Politik, 1933-1934“ erschien 1966 im Hamburger Leibniz-Verlag). Und ich ergänze: Er war immer auch ein Medien-Historiker. Er selbst sprach von dem „blinden Fleck“ vieler Deutscher in den 1950er Jahren, für die „Geschichte“ im 19. Jahrhundert endete. Für den Gymnasiasten wurde der NWDR zu einem Lehrer in Sachen Zeitgeschichte. Der Student und Wissenschaftler begann sodann, politische Entwicklungen des 20. Jahrhunderts unter die Lupe zu nehmen. Sein Interesse für Ursachen, Einflüsse und Zwänge, die den Veränderungen zugrunde liegen, ließen ihn auch das Mediensystem der nach dem Zweiten Weltkrieg sich formierenden jungen Bundesrepublik Deutschland unter die Lupe nehmen. In besonderer Weise widmete er sich dem „eigenen Haus“, dem Hans-Bredow-Institut. Wer immer sich mit der Person Hans Bredow beschäftigen möchte, sollte Dieter Roß‘ Aufsatz im Band 'Strukturfragen des Rundfunks in Geschichte und Gegenwart' (1980) zum Ausgang nehmen und verfolgen, wie der 'Vater des Rundfunks' sich nach 1945 für einen politisch unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzte. Wer an der frühen Geschichte des Hans-Bredow-Instituts interessiert ist, kann dessen schwierige Gründungsphase nachvollziehen, als ein an wissenschaftlicher Medienforschung interessierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk und eine auf Praxisbezug bedachte Universität Hamburg sich zusammentrafen (in: Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks 2008). Fast überflüssig zu erwähnen, dass Dieter Roß ein Autor war, wie man ihn jede/r Herausgeber/in und jedem/r Redakteur/in nur wünschen kann."

Prof. em. Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem, Direktor des Hans-Bredow-Instituts von 1979 bis 1995: "Dieter Roß war ein freundlicher, empathischer, kompetenter und immer zuverlässiger Kollege, dem das Institut viel zu verdanken hat."

Prof. em. Dr. Otfried Jarren: "Ich habe vom Frühjahr 1989 bis zum Sommer 1997 eng mit Dieter Ross im Institut für Journalistik zusammengearbeitet. Kennengelernt hatte ich ihn viele Jahre zuvor am Bredow-Institut. Ich kannte daher seine medienhistorischen und seine vielfältigen institutionellen Forschungsinteressen. Dieter verfolgte die wissenschaftliche (und politische) Entwicklung intensiv, hielt aber Distanz. Er las viel, so zeitgeschichtliche und historische Arbeiten, und brachte engagiert Einsichten und Erkenntnisse in die Lehre wie in die Debatten ein. Er tat dies weniger im großen Kreis, er pflegte die kleine Runde, die Wort und Widerwort ermöglicht. Unüberlegtes und Banales hatten vor ihm keinen Bestand, er konnte liebenswürdig spöttisch und ironisch sein. Eitles fand seine Anerkennung nicht. Positionen und Titel waren dem zugezogenen Hansestädter nicht wichtig.

Er kommentierte überlegt, treffend. Man sah und hörte es: Er arbeitete stets am Gedanken. So vermochte er Dinge klug zu erfassen, zu durchdringen und seine Einsichten gelassen-ruhig, aber auch klar und deutlich (wenn denn nötig) vorzubringen. Über manche fachliche Diskussion ging er mit der Bemerkung hinweg: Es tagt und tagt, aber es dämmert nicht.

Er war im jungen Institut der Ruhepol, zu dem ich ging, um bei ihm Rat zu suchen, seine Voten zu hören. Das fand, fast immer, beim Tee statt. Er genoss dazu seine Pfeife. Rauchen in Diensträumen, was für eine Zeit. Ab und an qualmte es in der Bude, wunderbar war das, dann mischten sich die Gerüche des Pferdestalls mit seinem Pfeifenrauch. So roch sein Zimmer, natürlich mit persönlichen Sitzmöbeln ausgestattet, nach ihm. Er war eigentlich immer da. Aus seinem Dienstzimmer konnte er, über den oberen Rand von FAZ, taz, Spiegel oder ZEIT blickend, auf den Campus schauen. Viele Medien haben ihn tagtäglich an den Wirkungsort im 'Pferdestall' begleitet. Und auf dem Weg hatte er stets Zeit für das eine oder andere Tür-und-Angel-Gespräch.

Ich habe viel lernen können. Dieter Ross war ein Mentor in einer Zeit, in der es noch keine Mentoringprogramme gab. Nun habe ich einen geschätzten Kollegen und einen väterlichen Freund verloren."
Literatur
  • Michael Meyen: Dieter Roß. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/dieter-ross/
  • Hartmut Weßler / Christiane Matzen / Otfried Jarren / Uwe Hasebrink (Hrsg.) (1997): Perspektiven der Medienkritik – die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit öffentlicher Kommunikation in der Mediengesellschaft. Dieter Roß zum 60. Geburtstag. Opladen: Westdeutscher.
  • Roß, Dieter (1980): Der deutsche Rundfunk – ein "Rundunk der Alliierten"? Der Beitrag Hans Bredows zur Rundfunkpolitik in der Gründungsphase des NWDR. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.), Strukturfragen des Rundfunks in Geschichte und Gegenwart. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut (Reihe Symposion '79) (pdf).
  • Dieter Roß (2000): Wissenschaftliche Nische in Polit-Turbulenzen: die 60er Jahre. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.), 50 Jahre Hans-Bredow-Institut. Hamburg (pdf).


 

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