Debatten um Plattformregulierung drehen sich oft bloß um die großen Player: Google, Facebook, Twitter. Ein Blick auf die kleineren und mittleren Plattformen lohnt sich jedoch, sagt Christina Dinar im BredowCast.
Als kleine oder mittlere Plattform gilt eine Plattform nach
Christina Dinars Definition dann, wenn sie weniger als 2 Mio. registrierte Nutzer*innen im Inland verzeichnet. Sie ist dann nicht vom NetzDG erfasst, muss keinen gesetzlichen Vorgaben zur Inhaltemoderation folgen, sondern kann eigene Wege gehen.
Die Content-Moderation sei auf kleineren Plattformen tendenziell community-orientierter und funktioniere (notgedrungen) oft auf ehrenamtlicher Basis, beobachtet Christina Dinar. Moderator:innen seien meist selbst ein aktiver Teil der Community. Dadurch würden ihre Entscheidungen über z. B. Inhaltelöschungen viel eher von der Community getragen als jene, die von einer externen Instanz vorgenommen würden, wie es bei großen Plattformen oft der Fall ist.
Für Christina Dinar ist der Erfolg dieser communitybasierten (Selbst-)Regulierung keine Überraschung. Aus dem Fachbereich der Sozialen Arbeit und der Pädagogik kommend, hat sie das Konzept des „Digital Streetwork“ mitbegründet, das bestehende Ansätze von Unterstützungsangeboten in eine digitale Umwelt transformiert.
„Eine Handvoll Sozialarbeiter:innen im Netz würden viele externe Content-Manager*innen ersetzen“, ist Christina Dinar überzeugt. Sie würden aufkeimende Konflikte innerhalb der Community rechtzeitig thematisieren, sodass sie gar nicht erst zu jenem Punkt hochkochen, an dem Löschungen von beispielsweise beleidigenden Inhalten notwendig sind – ein Aspekt, den großen Plattformen in Sachen Inhaltemoderation von den kleinen lernen können.
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Dipl.-Päd. Christina Dinar
Johanna Sebauer
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut